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GenZ: Die unterschätzte Generation

In der öffentlichen Diskussion dominiert nach wie vor ein klischeehafter, zumeist negativer Blick auf die GenZ. In einer großen Jugendstudie hat Ö3 speziell die 16- bis 25-Jährigen eingeladen, selbst ein Bild ihrer Generation zu zeichnen. Rund 28.000 junge Menschen haben an der Erhebung teilgenommen. FORESIGHT hat die Studie wissenschaftlich begleitet, die Ergebnisse ausgewertet und mit einer repräsentativen Befragung validiert.
Eine Generation jenseits von Klischees
Die zentralen Befunde der Ö3-Jugendstudien der vergangenen Jahre verdichten sich zusehends: Die weit verbreiteten Klischees einer „faulen und verweichlichten“ oder auch einer „woken und aktivistischen Generation“ bestätigen sich nicht. Nach Jahren der Krisenerfahrungen, Unsicherheiten und mangelnden Planbarkeit handelt die GenZ vielmehr bedürfnisorientiert und pragmatisch. – Eine hoche Bedeutung kommt dabei sozialen Beziehungen zu:
- 90% verbringen diese gerne mit ihren Freund:innen, ähnlich viele mit ihren Familien (87%) und rund die Hälfte der 16- bis 25-Jährigen ist einem Verein aktiv.
- Zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen der GenZ zählen außerdem Musik hören, Filme oder Serien schauen und Chillen – hierbei unterscheiden sie sich nicht von den Generationen vor ihnen.
Digital ist selbstverständlich, aber nicht immer gut…
Für die Digital Natives der GenZ ist das Smartphone ein ständiger Begleiter und mit 56% verbringt mehr als die Hälfte von ihnen drei oder mehr Stunden pro Tag am Handy.
- Hervor sticht, dass drei Viertel der 16- bis 25-Jährigen ihre Zeit am Bildschirm reduzieren möchten: 44% haben sich dies vorgenommen und weitere 31% haben es bereits versucht, bislang jedoch nicht geschafft.
- Vor die theoretische Wahl gestellt, fällt dem Großteil der GenZ die Entscheidung zwischen der digitalen und der physischen Welt nicht allzu schwer: 74% von ihnen würden, zumindest für den Zeitraum von einer Woche, zugunsten ihrer Freund:innen auf das Smartphone verzichten.
Lernen? Bitte mehr fürs Leben…
Zufrieden ist die Mehrzahl der GenZ auch mit ihrer derzeitigen Ausbildung oder Arbeit, wobei dies für die älteren Studierenden und Erwerbstätigen häufiger gilt als für die jüngeren Schüler:innen und Lehrlinge. In Hinblick auf ihre Grundbildung sehen sie jedoch Verbesserungsbedarf:
- Rund zwei Drittel der 16- bis 25-Jährigen denken, dass die Schule zu wenig auf das Leben vorbereitet.
- Läge die Entscheidung bei ihnen, würden sie daher auch einen stärkeren Fokus auf Finanzbildung (83%), psychische Gesundheit (61%) und gesunde Ernährung (61%) legen.
- Jeweils rund die Hälfte der jungen Menschen spricht sich außerdem für eigene Schulfächer zu Medien- und Demokratiebildung aus.
Lehre oder Uni? Nicht immer eine freie Entscheidung…
Ihre Berufsausbildung sehen die jungen Menschen zu jeweils rund einem Drittel in einer Lehre, einer Berufsbildenden höheren Schule oder einem Studium. Bei dieser Entscheidung spielen Vorbilder aus dem sozialen Umfeld ebenso eine Rolle wie unterschiedlich gelagerte Stärken und Interessen. Ein längerer Ausbildungsweg ist aber auch eine Frage der finanziellen Ressourcen.
- So ist für fast die Hälfte der 16- bis 25-Jährigen in Haushalten mit hohem Einkommen ein Studium der richtige Weg ins Erwerbsleben, dasselbe gilt für nur rund ein Fünftel der jungen Menschen in Haushalten mit niedrigem Einkommen.
Bei der Berufswahl zieht sich wiederum ein bekannter Gender Gap durch die GenZ: Für die jungen Männer kommen die nach wie vor männlich konnotierten Berufe wie Polizist, Handwerker, Industriearbeiter oder IT-Programmierer häufiger in Frage, während die jungen Frauen sich mit Ärztin, Physiotherapeutin, Lehrerin oder Pflegerin vermehrt die mit Care-Arbeit in Verbindung stehenden Berufe vorstellen können.
- Es bleibt aber nicht alles beim Alten – Manager:in und Richter:in sind beispielsweise zwei Berufe, die für die 16- bis 25-Jährigen unabhängig von Geschlecht und Geschlechtsidentität in Frage kommen.
Arbeit? Sowieso – sie muss aber auch Grenzen haben…
Einig ist sich die GenZ darüber, was in ihrem Berufsleben zählt: Ganz oben auf der Liste stehen ein sicherer Arbeitsplatz, eine sinnvolle Tätigkeit, arbeiten auf Augenhöhe und arbeiten im Team – für jeweils rund 75% ist dies sehr wichtig.
- Mit 59% bereits etwas abgeschlagen folgt Work-Life-Balance, für 29% ist Homeoffice unerlässlich und für 25% die Vier Tage Woche.
- Auch beruflicher Aufstieg und ein hohes Einkommen sind für jeweils rund die Hälfte der 16- bis 25-Jährigen sehr wichtig, wobei junge Männer in diesem Zusammenhang häufiger statusorientiert denken als junge Frauen.
- Im Gegensatz dazu kämpfen die jungen Frauen nach wie vor an anderer Stelle: Wichtiger als den jungen Männern ist ihnen, dass sie bei der Arbeit ernst genommen werden.
Das viel zitierte Klischee, die GenZ sei arbeitsscheu, wird von der Ö3-Jugendstudie nicht bestätigt. So ist es für 80% der jungen Menschen selbstverständlich, Vollzeit zu arbeiten und für zwei Drittel ist klar, dass sie sich bei der Arbeitssuche um die jeweilige Firma bemühen müssen und nicht umgekehrt.
Die Zukunft der Geschlechterrollen …
Kritisch handhabt die GenZ nicht nur überlieferte Arbeits-, sondern auch Geschlechter-normen. Die jungen Menschen vertreten dabei gleichberechtigtere Haltungen als die Generationen vor ihnen:
- Unter den 16- bis 25-Jährigen lehnt es beispielsweise die Mehrzahl beider Geschlechter ab, dass Care-Arbeit Frauen mehr liegen würde – unter den jungen Männern sind es 61%, unter den jungen Frauen 81%.
- Auch sollte es aus Sicht der GenZ inzwischen völlig normal sein, dass Väter ein Jahr in Babykarenz gehen – 91% der jungen Frauen, aber auch 76% der jungen Männer denken dies.
Gesellschaftliche Hürden beim Durchbrechen von einstmals festgelegten Grenzen bestehen aus Sicht der GenZ nicht nur in Zusammenhang mit Geschlechterrollen. Geht es um Geschlechteridentitäten und sexuelle Orientierungen, denken 62% der 16- bis 25-Jährigen, dass ein Outing nach wie vor schwierig ist – unter den queeren jungen Menschen, die von den damit zusammenhängenden Vorurteilen direkt betroffenen sind, sind es sogar 80%.
Reden wir über psychische Gesundheit…
Die vergangenen Jahre haben an der GenZ Spuren hinterlassen – Erwachsenwerden ist an und für sich eine herausfordernde Aufgabe, inmitten von Krisen potenzieren sich die damit verbundenen Fallstricke. Aktuell berichtet dann auch jede:r Vierte von einer schlechten psychischen Verfassung. Weniger als früher sehen sich die jungen Menschen dabei auf sich allein gestellt: Konfrontiert mit psychischen Problemen, würde die Mehrzahl (69%) nicht zögern, Unterstützung und Hilfe zu suchen.
Indem es den jungen Menschen heute leichter als den älteren gelingt, über ihre psychische Gesundheit zu sprechen, durchbrechen sie festgefahrene Tabus. Ganz aufgelöst sind diese aber auch in der GenZ nicht, denn nach wie vor denken 31%, dass sie allein damit fertig werden müssen, wenn es ihnen psychisch schlecht geht.
Die Welt ist in Schieflage…
Die aktuelle weltpolitische Lage beschäftigt die jungen Menschen nicht nur, sie steht auf der Liste ihrer Sorgen auch ganz oben:
- 80% berichten, dass ihnen die laufenden Kriege Angst machen.
- Hoffnungsträgerin der jungen Menschen ist die Europäische Union. So sind nicht nur 86% davon überzeugt, dass es dieser gelungen ist, Europa zu vereinen. Mit 59% vertraut die Mehrzahl der GenZ auch auf ihr Potenzial, die Herausforderungen unserer Zeit in den Griff zu bekommen.
- Dabei setzen die 16- bis 25-Jährigen auf verstärkte Zusammenarbeit, jedoch nicht in Form einer EU-Armee, die mit 60% mehrheitlich abgelehnt wird.
Wirtschaftskrise? Spüren alle, aber nicht alle gleich…
Ein weiteres aktuelles Thema, das die jungen Menschen beschäftigt, ist die ökonomische Situation des Landes: Etwas mehr als die Hälfte (54%) macht sich Sorgen über die anhaltende Rezession und rund jede:r Zweite (48%) ist wegen der angekündigten Sparpakete der öffentlichen Hand besorgt. Auch der angespannte Wohnungsmarkt beunruhigt die 16- bis 25-Jährigen (56%) stärker als in den Jahren davor – ist leistbarer Wohnraum doch eine der zentralen Voraussetzung für die Chance auf ein eigenständiges Leben.
- Von der Teuerung sind nicht alle im selben Ausmaß betroffen: Leben die jungen Menschen in Haushalten mit geringem Einkommen, berichten sie nicht nur doppelt so häufig von notwendigen Einsparungen.
- Die Sparmaßnehmen gehen in dieser Gruppe auch weit über Konsum hinaus und betreffen Grundbedürfnisse wie Lebensmittel (72%) oder Heizen (43%). Krisenhafte Ereignisse verstärken damit also auch in der GenZ bereits bestehende Ungleichheiten.
Politisch interessiert, aber nicht gehört…
Mit ihren Sorgen um die Welt und das Land ist die GenZ also am Puls der Zeit. Dies verwundert nicht, denn einem Großteil von ihnen ist es wichtig, über das aktuelle Geschehen informiert zu sein.
- Dabei verfolgen 56% der 16- bis 25-Jährigen die Nachrichten, um sich ein eigenes Bild machen zu können und weitere 32% informieren sich regelmäßig, obwohl Nachrichten für sie eine Belastung darstellen.
- Daran anschließend ist auch das Interesse der jungen Menschen an Politik und politischen Prozessen hoch (77%). Von der Politik vertreten fühlt sich jedoch nur ein kleiner Teil der GenZ (22%).
Andererseits – und mit Blick auf ihre Zukunft – sehen sie bei einer Reihe von Themen politische Versäumnisse und dringenden Handlungsbedarf. Auf dieser Liste ganz oben stehen die Wirtschaftskrise (80%), die Schere zwischen Arm und Reich (80%), Zuwanderung (78%), Pflege (76%) und der Klimawandel (73%).
- Die jungen Menschen haben aber nicht nur ein hohes Problembewusstsein und stellen entsprechende Forderungen. Rund die Hälfte von ihnen ist in der einen oder anderen Weise gemeinschaftlich aktiv und rund jede:r Vierte (27%) kann sich auch vorstellen, in die Politik zu gehen.
Ö3-Jugendstudie: Methode & Facts
Die Ö3-Jugendstudie ist ein Projekt von Hitradio Ö3, unterstützt von ORF Public Value und wissenschaftlich begleitet vom Sozialforschungsinstitut FORESIGHT. Speziell die 16- bis 25-Jährigen wurden eingeladen, Fragen quer durch alle Lebensbereiche zu beantworten, zu diskutieren und so ein aktuelles Bild ihrer Generation zu zeichnen. Datengrundlage der Ö3-Jugendstudie ist eine Online-Befragung: Zwischen dem 03. März und dem 30. März 2025 haben insgesamt 27.959 junge Menschen an der Erhebung teilgenommen. Über die Website stand die Befragung grundsätzlich allen zum Mitmachen offen, für die Auswertung wurden die Daten auf die Zielgruppe eingeschränkt: 23.674 16- bis 25-Jährige haben teilgenommen.
Die Qualität der Ergebnisse und die Aussagekraft der Ö3-Jugendstudie wurde 2023 überprüft: Eine im selben Zeitraum wie die Ö3-Jugendstudie durchgeführte repräsentative Telefon- und Online-Befragung von n=800 jungen Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren kam bei allen zentralen Indikatoren zu übereinstimmenden Ergebnissen.
Bildcredit: Andreea Pop auf unsplash.